Der ständige Druck auf meinen Schultern

Seit der Schulzeit begleitet mich ein Gefühl: Druck. In diesem Artikel teile ich offen meine Erfahrungen mit Angst im Berufsleben – und was mir geholfen hat.

Der ständige Druck auf meinen Schultern
Foto von nikko macaspac auf Unsplash

Seitdem ich in die Schule gegangen bin, habe ich immer eine Sache gehabt, die mich mental belastet. Druck. Ich denke, jeder von euch, wird auf irgendeine Weise diesen Druck kennen. Man weiß nicht, wie man mit bestimmten Themen umgehen kann, hat so viel zu tun und weiß einfach nicht, wohin mit seinen Gedanken.

Ich habe dieses Problem bis heute. Und dieser Druck, oder wie ich es auch gerne nenne, diese Angst, wurde schlimmer und schlimmer.

Als ich vor einigen Jahren meine Ausbildung als Fachinformatiker für Systemintegration angefangen habe, habe ich schnell gemerkt, dass es nicht einfach ist, es allen recht zu machen. Genau das war bzw. ist aber mein Anspruch. Und dieser Anspruch versetzt mich in Angst. Ich habe leider in der Zeit meiner Ausbildung in zwei Firmen gearbeitet, die diese Angst oder den Druck nicht wirklich verbessert, sondern verschlechtert haben. Ich habe damals die Firma mitten in der Ausbildung gewechselt, weil mein Arzt zu mir meinte, dass ich Anzeichen von einem Burnout zeige. Ich war 19...

Mit 19 Jahren an einem Burnout zu erkranken, war ein No-go. Wer möchte das bitte?! Ich entschied mich also, nach einem anderen Unternehmen Ausschau zu halten und fand recht schnell einen neuen Arbeitgeber für mich, bei dem ich meine Ausbildung weiterführen konnte. Am Anfang war auch alles gut und ich war glücklich wie lange nicht mehr, aber irgendwann kam auch da wieder dieser Druck und die Angst. Es hörte einfach nicht auf. Ständig gesagt zu bekommen, was man falsch macht und die zu hören, was man richtig macht, hat mich damals einfach fertig gemacht.

Nach meiner Ausbildung und einem sechsmonatigen Praktikum fand ich meinen neuen Arbeitgeber. Diesmal mein erster richtiger Arbeitgeber im Marketing. Ich war aufgeregt und extrem motiviert. Ich wollte genau in diese Richtung arbeiten und hatte direkt bei dem ersten Versuch einen Job gefunden. Mehr Glück kann ein Mensch doch gar nicht haben, dachte ich in dem Moment. Leider falsch gedacht. Nach zwei Jahren entschied ich mich, dieses Unternehmen zu verlassen. Mit noch mehr Angst, als vorher.

Ich habe in diesem Unternehmen mit 21 Jahren angefangen zu arbeiten. Ich war direkt unter dem CEO und hatte dementsprechend recht viel mit ihm zu tun. Eigentlich eine gute Sache. Man kann viel lernen und bekommt direkt mit, wie es ist, ein Unternehmen zu leiten. Auf der einen Seite stimmt das auch und dafür bin ich bis heute dankbar, allerdings gab es da auch noch was anderes. Ich wurde nicht respektiert.

Mein damaliger Chef war kurz vor den 60. Ich war Anfang 20. Ich durfte mir oft anhören, dass ich ja nicht so eine Berufserfahrung wie er hätte und die Hierarchie mal verstehen sollte. Ich hatte jeden Montag ein Meeting mit ihm, wo es um die Aufgaben der Woche und darüber hinaus ging. Dieses Meeting ging normalerweise immer so eine Stunde, manchmal auch zwei. Es kam oft vor, dass ich rausging und erstmal weinen musste. Er schrie mich nie an, sondern er konnte mit Worten weh tun. Ich also mit 21 Jahren, der von seinem Chef, der eigentlich eine Art Vorbild für mich war, ständig fertig gemacht wird. Es war sehr verletzend. Ich hatte kaum noch Selbstvertrauen und dachte die ganze Zeit, wie schlecht ich doch sei. Ich wusste nicht mehr weiter.

Genau dieser Chef hat diese Angst in mir noch viel schlimmer gemacht, als sie vorher war...

Nach zwei Jahren also, entschied ich mich, nach einem anderen Job zu suchen. Und zu meinem Glück wurde ich schnell fündig. Ich habe diese neue Stelle genau wegen des Punkts bekommen, warum mein alter Chef mich ständig fertig gemacht hat. Meine Arbeit.

Der neue Arbeitgeber liebte meine Arbeit und meine Erfahrung in dem Bereich. Ich unterschrieb den neuen Arbeitsvertrag und brachte an dem Tag noch die Kündigung zu meinem Chef. Den Satz, den er da zu mir sagte, werde ich nie vergessen.

Sie und Marketing? Das können Sie doch nicht, Herr Damm

Ich wusste aber, dass ich es kann. Er hatte nur keine Ahnung, was ich alles kann, weil er mich nie machen lassen hat. Ich war in dem Job nur seine Marionette.

Mein neuer Job

Juni 2024. Ich durfte endlich in dem neuen Job anfangen. 100% Homeoffice, deutlich höheres Gehalt und (hoffentlich) ein Job, der mich glücklich machen und wieder selbstbewusster machen würde.

Ich durfte endlich selbstständig arbeiten und meiner Arbeit so nachgehen, wie ich es wollte. Kein Chef mehr, der mich ständig kontrolliert oder mir sagt, wie schlecht ich doch wäre. Es machte mir unglaublich Spaß. Ich war so unglaublich glücklich.

Ich fuhr zusammen mit Kollegen auf Messen, konnte viel lachen und durfte Tag für Tag meine Arbeit erledigen.

Bis eine Nachricht auf meinem Computer erschien.

Hallo Marco, deine Probezeit ist bald rum und wir würden daher gerne mit dir ein Gespräch führen.

Mein Herz rutschte mir in die Hose. Mir gingen Gedanken durch den Kopf. Was ist, wenn ich meine Arbeit doch nicht gut gemacht habe? Wollen sie mich rausschmeißen?

Zehn Minuten vor dem Gespräch hatte ich einen Puls von 150. Ich hatte extra auf meiner Apple Watch nachgeschaut. Ich war lange nicht mehr so nervös. Ich kannte ja bisher immer nur solche Meetings, in denen ich fertig gemacht worden bin und mir gesagt wurde, wie schlecht ich sei. Was, wenn das jetzt wieder der Fall ist?

Also los gehts. Microsoft Teams öffnen und ab ins Meeting.

Nach knapp einer halben Stunde war es fertig. Ich atmete aus und war erleichtert. Ich hatte mir unnötig Sorgen gemacht. Meine Chefin ist hellauf begeistert von mir und meiner Arbeit. Sie hatte keine Kritik, sondern nur Lob für mich übrig.

Heute arbeite ich immer noch in diesem Unternehmen und bin immer noch sehr zufrieden. Warum ich genau dann jetzt diesen Blogartikel schreibe? Weil ich gerade wieder so eine Phase habe, wo ich Angst habe. Ich habe die letzten Tage einen neuen Job in dem Unternehmen erhalten und habe Angst, dass ich dem nicht gerecht werde.

Die Angst ist also immer noch nicht besiegt.